Mobbing und seine Zusammenhänge mit psychischen Erkrankungen: Prävention und Intervention
Mobbing ist ein ernstzunehmendes Problem, das viele Kinder und Jugendliche betrifft – sei es in der Schule, im sonstigen sozialen Umfeld oder zunehmend im Internet. Nach Ergebnissen einer Befragung der Techniker Krankenkasse erlebt fast jedes sechste Schulkind Mobbing.1 Die Folgen können schwerwiegende psychische Erkrankungen sein. Deshalb ist es entscheidend, dass Schulen, Eltern und die Gesellschaft Maßnahmen ergreifen, um Mobbing vorzubeugen und betroffene Kinder und Jugendliche zu unterstützen.
Was ist Mobbing?
Mobbing beschreibt die wiederholte, absichtliche Schikane oder Belästigung einer Person durch eine andere Person oder eine Gruppe. Es handelt sich dabei um systematisches Verhalten, das darauf abzielt, das Opfer zu isolieren oder herabzusetzen. Ein wesentlicher Faktor ist die ungleiche Machtverteilung zwischen Täter und Opfer.
Mobbing einfach erklärt für Kinder
Auf der Website der Bundeszentrale für politische Bildung wird Mobbing kindgerecht erklärt. Hier können sich auch jüngere Kinder über den Begriff und die Folgen informieren: Mobbing erklärt für Kinder. Dabei sollten sie jedoch immer von einem Erwachsenen begleitet werden.
Mobbing als gesamtgesellschaftliches Problem
Mobbing betrifft nicht nur eine individuelle Opfer-Täter-Beziehung, sondern stellt ein gesamtgesellschaftliches Problem dar. Oft werden dabei in extremer Form gesellschaftliche Normen, Werte und Hierarchien widergespiegelt, die in vielen sozialen Kontexten vorherrschen. So wird Macht in etlichen Gefügen über dominierende oder sogar herabwürdigende Verhaltensweisen manifestiert und ausgelebt. Außerdem ist die Tendenz, Menschen aufgrund von Unterschieden z. B. in Aussehen, sozialem Status oder kulturellem Hintergrund auszugrenzen, bedauerlicherweise in vielen sozialen Strukturen tief verwurzelt.
Prävention und Intervention sind daher notwendig, um für alle ein sicheres und wertschätzendes Lebensumfeld zu schaffen. Hierbei müssen das Elternhaus, die Schule aber auch die Gesellschaft im Allgemeinen einbezogen werden.
Welche Formen von Mobbing gibt es?
Mobbing kann in verschiedenen Formen auftreten, besonders bei Kindern und Jugendlichen. Die häufigsten Arten von Mobbing sind:
- Physisches Mobbing: Körperliche Gewalt oder Zerstörung von Eigentum
- Verbales Mobbing: Beschimpfungen, Beleidigungen oder Drohungen
- Soziales Mobbing: Ausgrenzung aus der sozialen Gruppe, häufiger betroffen sind Kinder mit Migrationshintergrund
- Cybermobbing: Über soziale Netzwerke verbreitete Gerüchte oder unerlaubte Veröffentlichung von Fotos. Hier bieten Technologien wie Künstliche Intelligenz weitere Möglichkeiten für Täter*innen.
Psychische Folgen von Mobbing
Die Folgen von Mobbing auf die psychische und physische Gesundheit junger betroffener Menschen können gravierend sein und sich auf diverse Bereiche auswirken2:
- Sozialer Rückzug
- Nachlassende schulische Leistungen
- Stressreaktionen
- Körperliche Symptome wie Kopf- oder Bauchschmerzen
- Angststörungen und Depressionen
- Schlafstörungen
- Geringes Selbstwertgefühl
- Selbstverletzendes Verhalten
Prävention und Intervention: Wie können wir helfen?
Es ist entscheidend, Mobbing frühzeitig zu erkennen und geeignete Maßnahmen zur Prävention und Intervention zu ergreifen. Schulen, Eltern und Gemeinschaften spielen eine wichtige Rolle, um betroffene Kinder zu schützen.
Präventionsmaßnahmen
Um Mobbing vorzubeugen, sollten folgende Maßnahmen in Schulen und Gemeinschaften ergriffen werden:
- Aufklärung und Sensibilisierung von Lehrkräften durch Fortbildungen
- Richtlinien, die den Umgang miteinander und die Folgen bei Verstoß klar regeln
- Elternabende zum Thema Mobbing
- Offenes Schulklima, das Schüler*innen ermutigt, sich bei Problemen an Vertrauens-/Beratungslehrer*innen zu wenden
- Projekttage und Aufklärung in der Schule
- Medienerziehung auf der Basis eines Medienkonzeptes, um auf die Gefahren im Internet hinzuweisen
- Förderung von Empathie im gesamten Schulumfeld
Konsequente Intervention bei Mobbingfällen
Eine schnelle und konsequente Intervention ist entscheidend, wenn Mobbing erkannt wird. Folgende Maßnahmen sind dabei notwendig:
Klare und einheitliche Richtlinien für die Schule
- Konsequente Umsetzung der schulischer Richtlinien
- Sofortige Durchführung von pädagogischen Maßnahmen oder Ordnungsmaßnahmen
- Frühzeitige Einbeziehung aller beteiligten Eltern
- Verlässliche Gesprächsangebote für die betroffenen Kinder und Jugendlichen
- Zusammenarbeit mit externen sozialen Einrichtungen und Organisationen
- Therapeutische Hilfe für betroffene Schüler*innen
- Bei schwerwiegenden und strafrechtlich relevanten Fällen muss die Polizei hinzugezogen werden
Fazit: Mobbing präventiv bekämpfen
Mobbing in Schulen ist ein ernstes Problem, welches das seelische Wohlbefinden von Kindern und Jugendlichen stark und vor allem langfristig beeinträchtigen kann. Durch Sensibilisierung und präventive Maßnahmen sowie konsequentem Handeln im Mobbingfall können Schulen zu sicheren Orten werden, an denen Offenheit, Respekt und Akzeptanz gefördert werden. Es liegt im Kontext von Schule in der Verantwortung von Lehrkräften, Schüler*innen und Eltern, gemeinsam ein unterstützendes Umfeld zu schaffen, in dem Mobbing keinen Platz hat.
Literaturverzeichnis
1Hansen, J., Liegmann, K., & Hanewinkel, R. (2023). Evaluation des Präventionsprojekts „Gemeinsam Klasse sein“ gegen Mobbing und Cybermobbing an Schulen. Institut für Therapie- und Gesundheitsforschung (IFT-Nord).
URL: https://www.tk.de/resource/blob/2164944/0953b474df9cc678d0fe23a14479c7f0/evaluation-gemeinsam-klasse-sein--lang--data.pdf
2Alsaker, F. D. (2006): Psychische Folgen von Mobbing. In: Steinhausen, H.-C. (Hrsg.): Schule und psychische Störungen. Stuttgart: Kohlhammer.