Noch ein Blog, weil psychische Gesundheit uns alle betrifft!
Psychische Erkrankungen gehören zu den häufigsten, aber auch zu den am meisten verschwiegenen Krankheiten unserer Zeit. Alleine in Deutschland sind jedes Jahr rund 18 Millionen Erwachsene1 und 2,5 Millionen Kinder und Jugendliche betroffen – fast 30 % aller Erwachsenen und ca. 20 % aller Kinder und Jugendlichen2. Mit Wissen und Austausch können wir Anzeichen früh erkennen, handeln und jungen Menschen Chancen auf ein besseres Leben geben.
Während körperliche Erkrankungen wie Herz-Kreislauf-Probleme oder Krebs oft im Fokus stehen, werden psychische Erkrankungen übersehen. Dabei sind junge Menschen besonders betroffen: Die Hälfte aller psychischen Erkrankungen im Erwachsenenalter beginnt vor dem 15. Lebensjahr, 75 % vor dem 25. Lebensjahr3. Viele kämpfen während der Schulzeit oder Ausbildung mit Anzeichen, die zu oft nicht erkannt oder ernst genommen werden.
Das Tragische – und das Hoffnungsvolle
Eine unerkannt bleibende Erkrankung kann das Leben der Betroffenen tiefgreifend beeinträchtigen. Menschen mit psychischen Erkrankungen sterben bis zu 15 Jahre früher, wenn sie nicht rechtzeitig behandelt werden.4 Die gesellschaftlichen Kosten sind enorm – bis zu 147 Milliarden Euro pro Jahr.5
Doch das Hoffnungsvolle ist: Frühzeitige Interventionen können entscheidend sein. Mit dem richtigen Wissen und Handeln können wir das Leben junger Menschen nachhaltig verbessern.
Warum mir das Thema so wichtig ist
Bei mir begann alles mit meinem Sohn Emil. Emil litt an einer unentdeckten Autismus-Spektrum-Störung und an einer schweren Depression. Sein Leiden blieb zu lange unbemerkt. Im Sommer 2020 nahm er sich mit nur 16 Jahren das Leben.
Seit Emils Tod habe ich unzählige ähnliche Geschichten gehört. Jugendliche, Eltern, Lehrkräfte, Freund*innen – viele von ihnen haben erlebt, wie psychische Erkrankungen zu spät erkannt wurden. Das muss nicht so sein. Jeder von uns kann einen Unterschied machen.
Psychische Gesundheit betrifft uns alle – das ganze Dorf ist gefragt
Um Anzeichen zu erkennen und angemessen zu reagieren, braucht es Wissen, Mut und gemeinsames Handeln. Es reicht nicht, dass einzelne gut geschult sind. Es braucht das ganze Umfeld – Schulen, Familien, Freundeskreise. Wir wollen das Tabu brechen und Fragen beantworten, die sich viele nicht trauen zu stellen.
- Wir wollen das „Dorf“ um junge Menschen vergrößern, damit Betroffene früher Unterstützung finden.
- Wir wollen Bewusstsein schaffen und Fachwissen zugänglich machen.
- Wir wollen Perspektiven sichtbar machen – von Betroffenen, Lehrkräften, Eltern und Wissenschaftler*innen.
- Wir wollen das Tabu brechen und Fragen beantworten, die sich viele nicht trauen zu stellen.
Lasst uns zusammen handeln
So wie die Deutsche Krebshilfe in den 1970er Jahren ein Momentum für die Krebsforschung geschaffen hat, können wir gemeinsam die Wahrnehmung und Unterstützung für psychische Gesundheit verändern.
Wir laden euch ein, Teil unseres „Dorfes“ zu werden. Lasst uns gemeinsam fragen, zuhören, verstehen und handeln. Denn nur zusammen können wir im Leben von Betroffenen den entscheidenden Unterschied machen.
Lasst uns anfangen. Jetzt. Zusammen.
Unser Blog erscheint wöchentlich. Mit Einblicken, Antworten und Perspektiven helfen wir euch, psychische Erkrankungen besser zu verstehen – und einen Beitrag zu leisten.
tomoni – zusammen. Für mentale Gesundheit. Es braucht das ganze Dorf.
Literaturverzeichnis
1 Jacobi, F., Höfler, M., Strehle, J. et al. (2014): Psychische Störungen in der Allgemeinbevölkerung. Nervenarzt, 85, 77–87.
https://doi.org/10.1007/s00115-013-3961-y
2 Klipker, K., Baumgarten, F., Göbel, K., Lampert, T., & Hölling, H. (2018). Psychische Probleme bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland. Ergebnisse der Querschnittsuntersuchung der KIGGS-Welle 2 und Trends.
https://doi.org/10.17886/rki-gbe-2018-084
3 Kessler, R. C., Berglund, P., Demler, O., Jin, R., Merikangas, K. R., Walters, E. E. (2005): Lifetime prevalence and age-of-onset distributions of DSM-IV disorders in the National Comorbidity Survey Replication. Archives of General Psychiatry, 62 (6), 593–602.
https://doi.org/10.1001/archpsyc.62.6.593
4 Simm, M. (2023): Psychische Krankheiten verkürzen das Leben durchschnittlich um 15 potenzielle Lebensjahre. Univadis from Medscape. Veröffentlicht am 01.12.2023.
URL: https://www.univadis.de/viewarticle/psychische-krankheiten-verk%25C3%25BCrzen-leben-durchschnittlich-2023a1000twe
5 Europäische Kommission (2018): Health at a glance: Europe 2018.
URL: https://health.ec.europa.eu/state-health-eu/health-glance-europe/health-glance-europe-2018_en
[zuletzt abgerufen am: 06.12.2024].