Vapes – vom Schulhof in die Nikotinsucht?
Immer mehr junge Menschen vapen - rauchen also E-Zigaretten. Eine aktuelle Studie, die von 2016 bis 2023 die Gesundheit von Schüler*innen untersuchte, zeigt, dass fast ein Viertel der Fünft- bis Zehntklässler*innen in ihrem Leben schon einmal gevaped hat1. Bei den 14- bis 17-Jährigen trifft das sogar auf mehr als jede dritte Person zu – genauer gesagt 37,5 Prozent (Stand 2023). In den beiden Vorjahren verfünffachte sich in der Altersgruppe außerdem die Nutzung von Vapes.2
Was sind Vapes und wie funktionieren sie?
Der Begriff “Vape” leitet sich von dem englischen Wort “Vaporizer” ab, das Verdampfer bedeutet. Vapes, auch E-Zigaretten genannt, arbeiten mit einem elektrischen Mechanismus. Dabei wird mithilfe eines Akkus eine aromatisierte Flüssigkeit, das sogenannte Liquid, verdampft.3 Diese Liquids gibt es in Geschmacksrichtungen wie Melone, Vanille oder Minze - die Weltgesundheitsorganisation schätzt, dass international etwa 16.000 Geschmacksrichtungen von Liquids angeboten werden4. Beim Inhalieren des Dampfes gelangen aber nicht nur Aromen, sondern auch schädliche Substanzen in den Körper, wobei ein Risiko der Aromen selbst zunehmend in den Fokus der Verbotsdiskussion gerät5.
Gesunde Zigaretten gibt es nicht
E-Zigaretten wurden ursprünglich als weniger schädliche Alternative zu herkömmlichen Zigaretten vermarktet.6 Der Grund: Konventionelle Zigaretten enthalten etwa 250 schädliche Substanzen, während Vapes vermeintlich weniger Schadstoffe freisetzen7. Dennoch ist auch die Nutzung von Vapes riskant, insbesondere für Kinder und Jugendliche.
Das Problem mit dem Nikotin
Die meisten Vape-Liquids enthalten Nikotin in verschiedenen Konzentrationen. Nikotin ist ein stark suchterregendes Nervengift, das bereits beim ersten Zug an einer E-Zigarette die Gehirnfunktion verändert. Besonders gefährlich ist es für junge Menschen, da es deren Gehirnentwicklung negativ beeinflusst.8 Während Nikotin in großen Mengen gefährlich oder sogar tödlich ist, hat es in geringeren Mengen, wie sie in Zigaretten und Vapes enthalten sind, zunächst angenehme Effekte wie Stressreduktion oder gesteigerte Konzentration9.
Doch diese scheinbar positiven Effekte haben ihren Preis: Nikotin führt schnell zu einer körperlichen und psychischen Abhängigkeit. Diese ist schwer zu durchbrechen und kann Wochen oder Monate andauern. Entzugserscheinungen wie innere Unruhe, Aggressionen und Schlafprobleme sind typisch. Oft ist eine ärztliche und psychologische Unterstützung notwendig, um den Nikotinentzug erfolgreich zu bewältigen.10 Neben Nikotin gibt es zudem noch weitere schädliche Inhaltsstoffe in Vape-Liquids.
Vape Liquids – eine flüssige Gesundheitsgefahr
Vape-Liquids bestehen aus unterschiedlichen Mischungen von Chemikalien, die nach dem Einatmen im menschlichen Körper teils gesundheitsschädliche Wirkungen entfalten11. Die Erhitzung des Liquids auf ca. 300 Grad Celsius führt dazu, dass Bestandteile der Flüssigkeit in krebserregende Substanzen zerfallen8. Diese erhöhen das Risiko für Lungenkrebs erheblich12. Darüber hinaus belasten die Chemikalien in den Liquids die Lunge, das Herzkreislaufsystem, das Immunsystem und verändern teilweise sogar die DNA. Ein Großteil dieser Gefahren besteht auch beim Passivkonsum, wenn die Aerosole aus der Umgebungsluft von gerade konsumierenden Raucher*innen eingeatmet werden.13 Heimtückisch ist, dass der angenehme Duft der Vape-Dämpfe über deren Gesundheitsrisiken hinwegtäuschen kann.
Verbot für Kinder und Jugendliche
Aufgrund der schwerwiegenden gesundheitlichen Risiken ist der Verkauf von E-Zigaretten in Deutschland an Minderjährige unter 18 Jahren verboten11. Doch die Abgabebestimmungen werden sowohl von manchen Verkäufer*innen als auch von einigen Jugendlichen umgangen. Dies geschieht sowohl bei Online-Käufen als auch beim Erwerb in lokalen Geschäften.
Vape-Haul und Vape-Tricks
Auf Plattformen wie TikTok und Instagram finden sich Tausende von Kurzvideos, die beispielsweise unter dem Hashtag #vaping gepostet werden. In diesen Videos präsentieren sogenannte Content Creators (Personen, die für ihre Auftraggeber*Innen Social Media basierte Verkaufs- und Werbestrategien entwickeln) beispielsweise ihre Vape-Sammlungen oder zeigen Tricks, wie man die Aerosolwolken auf besonders kunstvolle Weise ausatmen kann.14 Diese Beiträge erhöhen bei Schüler*innen das Risiko (erstmalig) E-Zigaretten zu konsumieren, wenn sie ihn mindestens einmal pro Woche angezeigt bekommen15.
Vapes und Schule
Da Vapes unter Jugendlichen zunehmend populär werden und online oft ohne Sicherheitswarnungen präsentiert werden, ist Präventionsarbeit in Schulen unerlässlich16. Präventionsprogramme, die Kinder und Jugendliche über die Gefahren von E-Zigaretten und anderen Suchtmitteln aufklären, könnten dazu beitragen, den Einstieg in die Nikotinsucht zu verhindern17. Diese Aufklärungsarbeit ist besonders wichtig, da der Konsum von E-Zigaretten oft zu einer späteren Abhängigkeit von herkömmlichen Zigaretten führt18.
Lehrkräfte können bei der Gestaltung von Lerneinheiten zu dem Thema auf Unterstützung durch Programme wie das Modul „Sucht“ der Fortbildungsreihe tomoni.schools zurückgreifen. Dort wird neben grundlegenden Informationen zu dem Thema auch die Gelegenheit geboten mögliche Gesprächszenarien zu erproben, mit hilfe derer Schüler*innen für das Thema sensibilisiert werden können.
Literaturverzeichnis
1 Hanewinkel, R. & Hansen, J. (2023). Aktuelle Ergebnisse der Studie zum Rauchverhalten von Kindern und Jugendlichen 2016-2023.
URL: https://caas.content.dak.de/caas/v1/media/48744/data/4e85516a8eaa28e2cbfc6277e86835bb/231009-download-praesentation-e-zigarette-schulkinder.pdf/
[zuletzt abgerufen am 13.12.2024].
2 Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e.V. (2024). Lungenmediziner fordern Aromen-Verbot für E-Zigaretten: Neue Studiendaten zeigen deutliches Schadenspotenzial auf.
URL: https://pneumologie.de/aktuelles-service/presse/pressemitteilungen/lungenmediziner-fordern-aromen-verbot-fuer-e-zigaretten-neue-studiendaten-zeigen-deutliches-schadenspotenzial-auf
[zuletzt abgerufen am 04.12.2024].
3 Deutsches Krebsforschungszentrum (2018). E-Zigaretten.
URL: https://www.dkfz.de/de/tabakkontrolle/download/Publikationen/FzR/FzR_2018_E-Zigaretten.pdf
[zuletzt abgerufen am 13.12.2024].
4 World Health Organization (2024). Tobacco: E-cigarettes.
URL: https://www.who.int/news-room/questions-and-answers/item/tobacco-e-cigarettes
[zuletzt abgerufen am 13.12.2024].
5 Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e.V. (2024). Lungenmediziner fordern Aromen-Verbot für E-Zigaretten: Neue Studiendaten zeigen deutliches Schadenspotenzial auf.
URL: https://pneumologie.de/aktuelles-service/presse/pressemitteilungen/lungenmediziner-fordern-aromen-verbot-fuer-e-zigaretten-neue-studiendaten-zeigen-deutliches-schadenspotenzial-auf
[zuletzt abgerufen am 14.12.2024].
6 Deutsches Krebsforschungszentrum (2014). Rote Reihe Tabakprävention und Tabakkontrolle Band 20: Marketing für E-Zigaretten in Deutschland.
URL: https://www.dkfz.de/de/tabakkontrolle/download/Publikationen/RoteReihe/Band_20_Marketing_fuer_E-Zigaretten_in_Deutschland.pdf
[zuletzt abgerufen am 13.12.2024].
7 Deutsches Krebsforschungszentrum (2008). Tabakrauch – ein Giftgemisch.
URL: https://www.dkfz.de/de/rauchertelefon/download/FzR_Giftgemisch.pdf
[zuletzt abgerufen am 13.12.2024].
8 Deutsches Krebsforschungszentrum (2020). E-Zigaretten und Tabakerhitzer – ein Überblick.
URL: https://www.dkfz.de/de/tabakkontrolle/download/Publikationen/sonstVeroeffentlichungen/E-Zigaretten-und-Tabakerhitzer-Ueberblick_Oktober_2020.pdf
[zuletzt abgerufen am 13.12.2024].
9 Deutsches Krebsforschungszentrum, Stabsstelle Krebsprävention (o.J.). Nikotin.
URL: https://www.dkfz.de/de/krebspraevention/Krebsrisiken_das-sagt-die-Wissenschaft/1_Risikofaktor_Rauchen/6_Nikotin.html
[zuletzt abgerufen am 13.12.2024].
10 Deutsches Krebsforschungszentrum, Stabsstelle Krebsprävention (o.J.). Nikotin, Pharmakologische Wirkung und Entstehung der Abhängigkeit.
URL: https://www.dkfz.de/de/tabakkontrolle/download/Publikationen/FzR/FzR_Nikotin.pdf
[zuletzt abgerufen am 13.12.2024].
11 Deutsches Krebsforschungszentrum (2020). Tabakatlas Deutschland 2020.
URL: https://www.dkfz.de/de/tabakkontrolle/download/Publikationen/sonstVeroeffentlichungen/Tabakatlas-Deutschland-2020.pdf
[zuletzt abgerufen am 13.12.2024].
12 Meyer, R. (2024). Toxine in E-Zigaretten: Erhöhte Krebsmortalität bei vapenden Ex-Rauchern.
URL: https://www.aerzteblatt.de/archiv/240830/Toxine-in-E-Zigaretten-Erhoehte-Krebsmortalitaet-bei-vapenden-Ex-Rauchern
[zuletzt abgerufen am 13.12.2024].
13 Deutsches Krebsforschungszentrum (2023). Fakten zum Rauchen, E-Zigaretten.
URL: https://www.dkfz.de/de/krebspraevention/Downloads/pdf/FzR/FzR_2023_E-Zigaretten.pdf
[zuletzt abgerufen am 13.12.2024].
14 #vaping auf TikTok.
https://www.tiktok.com/tag/vaping
[zuletzt abgerufen am 13.12.2024].
15 Vassey, J, Galimov, A, Kennedy, C, Vogel, E, Unger, J. (2022). Frequency of social media use and exposure to tobacco or nicotine-related content in association with E-cigarette use among youth: A cross-sectional and longitudinal survey analysis.
URL: https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC9747649/
[zuletzt abgerufen am 13.12.2024].
16 Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (2020). Wirkungsorientierte Tabakprävention.
URL: https://shop.bzga.de/pdf/3493.pdf
[zuletzt abgerufen am 13.12.2024].
17 ginko Stiftung für Prävention (2020). Rauchfreie Schule.
URL: https://www.ginko-stiftung.de/download/Material/2021_Broschuere_Rauchfrei_Schule_pdf_barrierefrei.pdf
[zuletzt abgerufen am 13.12.2024].
18 Hair, E., Barton, A., Perks, S., Kreslake, J., Xiao, H., Pitzer, L., Leventhal, A., Vallone, D. (2021). Association between e-cigarette use and future combustible cigarette use: Evidence from a prospective cohort of youth and young adults, 2017–2019.
URL: https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0306460320307231?dgcid=author
[zuletzt abgerufen am 13.12.2024].